Wir alle tun von Zeit zu Zeit Dinge, die nicht gut für uns sind und uns verletzen/schaden. Zudem tun wir Dinge, die uns Verletzungen zufügen, in erster Linie aber nicht aus der direkten Absicht getan werden, sich zu verletzen. Selbstverletzung ist manchmal kulturell auferlegt/geduldet/erlaubt, während sie an anderer Stelle als krankhaft zu sehen ist. Wo ist da die Grenze zu ziehen? Einfach einzuordnen ist eine absichtliche, direkte körperliche Schädigung, die selbst zugefügt wurde. Zum Beispiel in den Arm schneiden oder sich selbst mit einem Hammer schlagen sind ganz klar Selbstverletzungshandlungen. Verhaltensmuster wie zwanghaftes Essen, Rauchen, nicht auf seine Gesundheit zu achten...etc., sind langfristig gesehen schädlich, geschehen aber nicht in der Absicht, sich direkt körperlich zu schaden. Und wie ordnet man dann Handlungen wie Tätowierungen, Piercings u.s.w. ein, die ja vorsätzlich eine körperliche Veränderung herbeiführen?
Der erste Schritt der Klassifizierung selbstverletzenden Verhaltens, wie beschrieben von Favazza (1996), beginnt mit dem Einordnen der selbstverletzenden Verhaltensmuster, die krankhaft sind, entgegengesetzt zu denen, die kulturell auferlegt oder sogar erlaubt sind. Er fand heraus, daß sich sozial genehmigte Selbstverletzungshandlungen in zwei Gruppen aufteilen lassen: Rituale and Praktiken. Körperveränderungen (piercings, tattoos, etc) gehören in beide Gruppen. Rituale sind zu unterscheiden von Praktiken, in dem sie gemeinschaftliche Traditionen wiederspigeln. Normalerweise sind sie gekennzeichnet von tief darunterliegendem Symbolismus, und beschreiben einen Weg für den Einzelnen/das Inidividuum sich mit der Gemeinschaft zu verbinden. Rituale werden vollzogen mit einer Abicht der Heilung (meißt in primitiven Kulturen zu finden), des Ausdruckes der Spiritualität und spiritueller Erleuchtung, und seinen Platz in der sozialen Ordung zu behaupten/darzustellen. Praktiken auf der anderen Seite, haben nur eine sehr geringe tiefer liegende Bedeutung für den Ausführenden und sind manchmal Splins/Marotten. Praktiken werden mit der Absicht der Verzierung/Verschönerung/"Zeichnung" begangen, zeigen Identifikation mit einer kleinen kulturellen Gruppe, und in manchen Fällen aus angenommenen medizinischen/hygienischen Gründen.
Nicht-sozial "erlaubte" (krankhafte) Selbstverletzung kann man entweder als suizidal, Selbstverstümmelung (welches weiterhin unterteilt wird in: stereotyp oder oberflächlich/gemäßigt), oder ungesundes Verhalten klassifizieren. Kahan und Pattison (1984; Pattison und Kahan, 1983) begannen mit der Identifikation von drei Komponenten der Selbstbeschädigungshandlungen: unmittelbar, tödlich, und wiederholt. Unmittelbar hängt davon ab, wie vorsätzlich die Selbstverletzung stattfindet; wenn eine Handlung in kurzer Zeit beendet ist und im vollen Bewusstsein seiner schädigenden Auswirkungen stattfand, mit der bewußten Absicht, dieses herbeizuführen, dann ist diese Handlung als unmittelbar anzusehen. Ansonsten wäre es eine indirekte Methode der Selbstverletzung. Tödlich hängt ab von der Wahrscheinlichkeit des eintretenden Todes als Folge der Handlung direkt im Anschluß oder in naher Zukunft ab. Eine tödliche Handlung ist eine, die mit größter Wahrscheinlichkeit denselben zur Folge hat, und von dieser Person auch beabsichtigt war. Wiederholt Hängt davon ab, ob eine Handlung nur ein Mal, oder wiederholt häufig über einen geraumen Zeitraum ausgeführt wird. Es ist ganz einfach definiert in der Unterscheidung, ob man es einmalig oder immer wieder wiederholt tut.